Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

The Bony King Of Nowhere: Everybody Knows (Review)

Artist:

The Bony King Of Nowhere

The Bony King Of Nowhere: Everybody Knows
Album:

Everybody Knows

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Indie-Pop, Artpop, Alternative-Rock, Piano-Pop, Folkrock, Singer-Songwriter, Sophisticated Pop

Label: Unday Records
Spieldauer: 45:46
Erschienen: 02.02.2024
Website: [Link]

Das wirklich Wichtige zuerst: Das Album "Everybody Knows" von THE BONY KING OF NOWHERE ist hervorragend, für diesen Schreiber sogar eine der großen Überraschungen dieses noch jungen Musikjahres. "Der dürre Köng aus dem Nirgendwo" regiert in Belgien (Herkunftsort: die schöne Stadt Gent) und macht ganz wunderbaren Artpop, der an Radiohead (die in Thom-Yorke-Falsetthöhe schwebende Stimme) und an die Villagers, Efterklang oder Beirut (der ätherische Band-Sound) erinnert. 

Dass der Frontmann dieser seit rund 15 Jahren aktiven flämischen Band Bram Vanparys heißt (was mit den unvermeidbaren Assoziationen "Bram Stoker" und "Vampire" recht spooky und wie ein Alias klingt, aber wohl tatsächlich so im Pass des Sängers steht), lädt schon zu ein paar Gedanken jenseits der Musik ein. Und dann noch der dem Radiohead-Song "There There (The Boney King Of Nowhere)" von 2003 entlehnte Bandname. Und zuguterletzt der Albumtitel - auch so etwas kann sich nur jemand ausdenken, der die Pop- und Rockgeschichte gut kennt. Denn fügt man beides zusammen, kommt sowas Ähnliches wie "Everybody Knows This Is Nowhere" heraus - Titel des legendären Debütalbums von Neil Young & Crazy Horse (1969). Und nicht zuletzt hieß ein sehr berühmtes Lied von Leonard Cohen - "Everybody Knows".

Nette Spielerei - und damit ohne weitere Abschweifungen zurück zum neuen Album von THE BONY KING OF NOWHERE. Es ist ein kleines Comeback für Vanparys und seine vierköpfige Band, denn zuletzt ließen sie vor fünfeinhalb Jahren, also noch vor der Pandemie, mit dem Studiowerk "Silent Days" (2018) von sich hören. Schon damals wurde feingesponnener Pop geboten, der sich qualitativ zu belgischen Indie-Formationen wie dEUS, Warhaus oder Balthazar gesellte, aber leider deutlich weniger gehypt wurde.

Auch "Everybody Knows" ist nun keine Platte, die einen mit Promi-Gästen oder Produktions-Gimmicks direkt anspringt. THE BONY KING OF NOWHERE nehmen sich Zeit, ihre meist gut vierminütigen, komplexen, sphärischen Songs sorgfältig vor dem geneigten Hörer auszubreiten. Es sind filigrane Klanggemälde voller hübscher akustischer und elektronischer Details, gekrönt von einer so fragilen wie kraftvollen Stimme - und Texten, die das Zuhören beziehungsweise Mitlesen tatsächlich lohnen. 

Schon der Opener "Are You Still Alive" schleicht sich so kunstvoll im Radiohead/"In Rainbows"-Modus heran, dass man erstmal nachschaut, ob nicht doch Thom Yorke unter Pseudonym unterwegs ist. Neben Vanparys' inbrünstigen Falsett-Vocals ragen schon hier die Bass-Arbeit von Jasper Hautekiet, der auch danach jeden Song mit unaufdringlich sonoren Läufen prägt, und die erhabenen Keys von Hendrick Lasure heraus. Das gitarrendominierte "Falling Into Place" hat ein gewisses Pophit- oder zumindest Ohrwurm-Potenz, "Almost Invisible" ist so angenehm-unangestrengt hymnisch wie die ganz frühen Coldplay.

Doch letztlich bleiben THE BONY KING OF NOWHERE ihrem Konzept treu, mit subtilen Mitteln zu punkten. Besonders berührend: die zarte Gitarre-Piano-Ballade "All It Takes", in der Vanparys zu einem Streicher-Arrangement im Nick-Drake-Stil den traurigen Crooner gibt. "Slow Down" hingegen präsentiert mit der rauen, dissonanten Gitarre von Vitja Pauwels die rockigere "OK Computer"-Seite der Belgier. 

Der perfekte Album-Closer "Perfect Sense" liefert dann noch einmal das große orchestrale Drama. Und wieder staunt man, wie kompetent sich THE BONY KING OF NOWHERE an großen Artpop-Vorbildern orientieren, ohne dabei epigonal zu klingen. 

FAZIT: Mit "Everybody Knows" (ein Albumtitel mit pophistorischen Anklängen) ist THE BONY KING OF NOWHERE (ein Bandname mit eindeutiger Radiohead-Referenz) ein prächtiges Album gelungen, das erneut die hohe Qualität der belgischen Indiepop- und Alternative-Rock-Szene unter Beweis stellt. Sänger Bram Vanparys und seine Band behandeln - ohne abzukupfern! -  komplizierte Themen unserer düsteren Zeiten in angemessen komplexen, kunstvollen Liedern. Ganz starke Leistung.

Werner Herpell (Info) (Review 1791x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
[Schliessen]
Wertung: 13 von 15 Punkten [?]
13 Punkte
Kommentar schreiben
Tracklist:
  • Are You Still Alive
  • Get One Free
  • Everybody Knows
  • Falling Into Place
  • Almost Invisible
  • Rubber Faces
  • Erase
  • Working Harder
  • All It Takes
  • Slow Down
  • Perfect Sense

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
Benachrichtige mich per Mail bei weiteren Kommentaren zu diesem Album.
Deine Mailadresse
(optional)

Hinweis: Diese Adresse wird nur für Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren zu diesem Album benutzt. Sie wird nicht an Dritte weitergegeben und nicht veröffentlicht. Dieser Service ist jederzeit abbestellbar.

Captcha-Frage Wobei handelt es sich nicht um ein Getränk: Kaffee, Tee, Bier, Schnitzel

Grob persönlich beleidigende Kommentare werden gelöscht!